Ostmannturm_BielefeldDas Erkennungszeichen des Ostmannturmviertels, der markante, 34 Meter hohe Turm wurde 1912 als Wasserreservoir für eine vom Bielefelder Konsumverein betriebene Schlachterei erbaut. Das für den Schlachtbetrieb verwendete Wasser wurde aus einem eigenen Brunnen in das Reservoir gepumpt, damit es den nötigen Druck aufwies.

Der Turm gehörte zum Gebäudekomplex der „Zentralverwaltungsstelle des Konsums“ an der Märkischen Straße, deren Zentrallager seit 1898 in der benachbarten Waldemarstraße existierte. Arbeiter der Firmen Dürkopp und Hengstenberg hatten, nachdem 1891 die Kartoffelernte im Kreis Halle ausgefallen war, gemeinschaftlich einige Wagons Kartoffeln aus Sachsen gekauft. Sie konnten die Kartoffeln weit unter Bielefelder Marktwert an die Arbeiter weiterverkaufen.

Aus dieser Notmaßnahme entstand 1892 der Bielefelder Konsumverein. Er sollte auch weiterhin der Bielefelder Arbeiterschaft auf genossenschaftlicher Basis den Einkauf günstiger Lebensmittel ermöglichen. Wie in Bielefeld waren Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen deutschen Großstädten Genossenschaften gegründet worden, die den gemeinschaftlichen Lebensmitteleinkauf, den Wohnungsbau und Freizeitvergnügungen organisierten. Sie bildeten damit ein zentrales Element der Arbeiterbewegung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Bielefelder Konsumgenossenschaft nutzte die Schlachtanlage in der Märkischen Straße bis 1938.

Nach der Auflösung der Genossenschaften während des Nationalsozialismus gelangte das Gebäude in den Besitz des Bielefelder Unternehmens Ostmann Gewürze. Von 1938 bis 1978 betrieb die Firma Ostmann in dem Turm Gewürzmühlen. Im Rahmen des Sanierungskonzeptes „Citynahes Wohnen“ strukturierte die Stadt Bielefeld das Industrieviertel in der Nähe des Hauptbahnhofes um.

Als einziges noch erhaltenes Zeugnis der ehemals dichten Gewerbebebauung steht heute noch der Ostmann-Turm, ehemals „Schlachterkirche“, dann „Pfefferkirche“ genannt. In den sechs Stockwerken des Turms und in dem dreigeschossigen Anbau sind seit 1980 Studentenwohnungen eingerichtet.

Quelle: Museumsinitiative in OWL e.V.
Danke für die Genehmigung zur Verwendung des Textes.


Joachim Wibbing berichtete am 20. Dezember 2017 in der Neuen Westfälischen Zeitung ebenfalls über den Ostmannturm.